Die Wölfe halten Einzug in Chemnitz

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Wölfe mit Hitlergruß heulen vor Marx-Monument in Chemnitz

Am Donnerstag, den 13.09.2018 zwischen 10.00 und 19.30 Uhr zeigen wir zehn riesige Bronzewölfe vor dem Karl-Marx-Monument in Chemnitz. Fünf Wölfe zeigen den Hitlergruß, einige greifen an, wieder andere haben Augenbinden und sind (noch) an der Leine.

Am Rand stehen Mitläufer. Wir wollen mit der Aktion gegen den zunehmenden Hass und gegen Gewalt protestieren.

Der Hitlergruß, in Chemnitz vielfach gezeigt, war die Geste einer Gesellschaft, an deren Ende verbrannte Kinder, Auschwitz und 50 Millionen Tote standen. Die Nazis nannten sich gerne Wölfe und heute bezeichnen sich Rechtsradikale wie Björn Höcke als „Wölfe“. Und Thügida-Redner David Köckert sagte auf einer Kundgebung in Köthen:

„Und zwar ist es Krieg und das kann man wirklich so sagen. Ein Rassenkrieg gegen das deutsche Volk, … dagegen müssen wir uns wehren. Wollt Ihr weiterhin die Schafe bleiben, die blöken, oder wollt Ihr zu Wölfen werden und sie zerfetzen?“ (Quelle: https://www.buzzfeed.com/de/pascalemueller/rechtsradikal-redner-koeckert-koethen-demo-chemnitz)

Chemnitz ist das Symptom einer Entwicklung, die überall auf unserem Planeten Angst und Verbitterung hervortreibt und Gesellschaften spaltet. Es ist etwas faul, wenn Terroristen oder Kriminelle morden, aber es ist ebenso problematisch, wenn der Hitlergruß gezeigt, Menschen wegen ihrer Hautfarbe gejagt, Asylheime angesteckt, Journalisten angegriffen und jüdische Restaurants überfallen werden. Weshalb werden nicht Kriege und Armut, sondern die Menschen, die davor flüchten, als Bedrohung wahrgenommen? Zu hören ist aber auch auf die Stimmen derer, die sagen, die Möglichkeiten unseres Landes zu helfen, sind begrenzt.

Wir brauchen Mittel gegen die Angst und das hitzige Fieber, welches unser Land ergriffen hat, und Lösungen gegen Hass und Gewalt. Kommt es nicht zum Dialog aller, droht in der Gesellschaft eine Spirale des eskalierenden Streits. Wir sind gegen Gewalt, ganz gleich ob diese von rechts oder links, von Terroristen, Neonazis, Deutschen, Ausländern oder „normalen“ Straftätern ausgeht. Gewalt, Radikalismus und Fanatismus schaffen keine Lösungen.

3 thoughts on “Die Wölfe halten Einzug in Chemnitz

  1. Lieber Rainer!
    Mein Name ist Thomas Opolka. Mein Großvater Otto Opolka war überzeugter Nationalsozialist und bettelte nach dem „Endsieg“ verzweifelt um sein Leben. Er sei zur Erkanntnis gelangt, so weiß es die Abschrift eines Verhörprotokolls der Alliierten über „die letzten acht Tage in der Kreisleitung Calau der NSDAP, in Senftenberg N.-L.“ vom 26.09.1945, „das wir bis zur letzten Stunde von der Führung belogen und betrogen worden sind…“. Er habe „mit diesem Irrsinn und der Irrlehre für immer ehrlich gebrochen“. Mein Großvater hat diese viel zu späte Erkenntnis mit seinem Leben bezahlt. Er starb qualvoll im sowjetischen Internierungslager Ketschendorf bei Fürstenwalde an der Spree.

    Ich danke Dir, dass Du den Mut hast, Verhetzung und blinde Wut mit Deinen Kunstaktionen anzuzeigen. „Die Wölfe sind zurück“ ist ein wichtiges Statement zur richtigen Zeit.

    Herzlichst
    Thomas Opolka

  2. Hallo Rainer!
    Ich hatte schon ein paar Mal gefragt ob ein persönlicher Bericht, Eindrücke über die Aktion in Chemnitz vorgesehen wäre.
    Nach Berlin damals waren deine Eindrücke schon interessant, kann ich mich gut erinnern.
    Danke für ein Zeichen
    Mit herzlichen Grüßen und weiterhin Mut und Kraft demnächst in Cottbus!
    André

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